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8. September 2025Interview mit Christian Wonschik über Schwimm-Nöte, Überhol-Orgien und einen Zieleinlauf voller Gänsehaut.

Die Grundsatzfrage: Muss es gleich so verrückt sein?
TVM: Christian, mal ehrlich: Wer fängt seinen allerersten Triathlon direkt mit einem Ironman 70.3 an – fehlte dir der Volkstriathlon zu langweilig?
Chris: „Ganz ehrlich? Ein Volkstriathlon wäre bestimmt auch spannend gewesen – aber ich wollte direkt eine richtige Herausforderung. Für mich war der Reiz einfach größer, gleich ein 70.3 zu machen: ein Format, bei dem man wirklich über die eigenen Grenzen hinausgeht. Außerdem dachte ich mir: Wenn schon, denn schon – warum klein anfangen, wenn man auch direkt das volle Abenteuer wählen kann?“
Brustschwimmen statt Kraul – Stilfrage oder Notlösung?
TVM: 1,9 Kilometer Brustschwimmen – hattest du Angst, dass dich beim Kraulen jemand überholt, oder war das eine bewusste Stilentscheidung?
Chris: Das Schwimmen war, wie erwartet, nicht meine Stärke. Kraulen war schnell raus aus dem Kopf, also hab ich die komplette Distanz im Bruststil gemacht. 1,9 km Brustschwimmen, klingt irgendwie komisch, war aber meine einzige Option. 46 Minuten hab ich gebraucht, und ganz ehrlich: ich war zufrieden. Klar, das ist keine Topzeit, aber für mich bedeutete es einfach: „Mission completed, weiter geht’s.“ Und dieses Gefühl, das Wasser zu verlassen und Richtung Wechselzone zu laufen, war schon großartig.
Endlich auf dem Rad – hier spielt die Musik
TVM: „Du hast Fahrer für Fahrer eingesammelt – wolltest du ein Rennen fahren oder die gesamte Startliste abarbeiten?“
Chris: Auf dem Rad war ich dann in meinem Element. Da war sofort klar: hier fühl ich mich wohl. Gruppenfahren ist ja nicht erlaubt, also war ich komplett auf mich allein gestellt und genau das hat gepasst. Ich habe die ganze Zeit überholt, Fahrer für Fahrer. Und wenn ich ehrlich bin: überholt wurde ich selbst nur von ein paar echten „Profis“. Genau dafür hab ich trainiert, genau da konnte ich zeigen, was ich drauf habe. 90 Kilometer Vollgas, ohne einmal den Kopf hängen zu lassen, das hat einfach nur Spaß gemacht
Marathon-Feeling auf halber Strecke
TVM: Beim Laufen: Wann kam der Moment, an dem dein Körper dir dezent „Reicht jetzt!“ zuflüsterte?
Chris: Beim Laufen war ich am Anfang richtig optimistisch. Die ersten Kilometer liefen super, ich konnte das Tempo vom Rad fast mitnehmen. Aber klar, irgendwann kam die Realität. Die Beine wurden schwer, die Schritte kürzer, und ich hab gemerkt: das wird jetzt Arbeit. Kein Wunder, wenn ich mir überlege, was die letzten Wochen los war, in Hamburg die Cyclassics, der Ötztaler, jetzt hier in Duisburg. Irgendwann sagt der Körper dann auch mal: „Reicht jetzt.“ Aber genau da zeigt sich halt, wie viel der Kopf ausmacht. Ich hab mich einfach weitergetragen, Schritt für Schritt.
Der große Moment im Stadion
TVM: „Also, als du ins Stadion eingebogen bist – war das noch Triathlon oder schon deine persönliche Oscar-Verleihung?“
Chris: Das ist ein Moment, den ich nie vergessen werde: der Einlauf ins Stadion. Zuschauer, Musik, Gänsehaut. Ich war voller Emotionen und als dann noch der Sprecher rief „Und hier kommt Christian Wonschik!“ … das war einfach unbeschreiblich. In dem Moment war alles egal: wie hart das Schwimmen war, wie schwer die Beine beim Laufen waren – ich war im Ziel.
5:29:55 – ein Märchen in Zahlen
TVM: Hattest du dir eine Zeit ausgerechnet oder dich irgendwo schon vorher eingeordnet?
Chris: Die Uhr blieb bei 5 Stunden 29 Minuten 55 Sekunden stehen. Mein erster Triathlon. Direkt eine Mitteldistanz. Und unter 5:30. Ganz ehrlich: das hätte ich mir niemals träumen lassen. Ich bin einfach unfassbar stolz drauf.
Absurd, aber schön
TVM: Drei Großevents in einem Monat – Cyclassics, Ötztaler, Ironman 70.3 – suchst du dir deine Erholungspausen heimlich im Wartezimmer vom Orthopäden?
Chris: Das sollte man meinen. Und wenn ich jetzt zurückschaue, wirkt das Ganze fast schon selbst für mich absurd. Vor ein paar Wochen die Cyclassics Hamburg, dann wenig später der Ötztaler und jetzt der Ironman 70.3. Das alles innerhalb von einem Monat. Ich weiß selber nicht, wie ich das gemacht habe. Aber hey, genau das macht es für mich so besonders.
Und was kommt jetzt?
TVM: „War das jetzt ein einmaliges Abenteuer oder eher der Auftakt zu deiner neuen Triathlon-Sammlung?“
Chris: Was ich aus dem Tag mitnehme: Triathlon packt mich. Ich hab so viel gelernt, ich hab so viele Emotionen erlebt und ich weiß jetzt schon, dass das sicher nicht mein letzter war. Im Gegenteil: ich hab richtig Bock, noch mehr zu machen. Ob kürzere Distanzen, nochmal eine Mitteldistanz oder vielleicht sogar die volle Ironman-Distanz... wer weiß. Aber eines ist klar: das hier war nur der Anfang